von Susana » Mo Mai 10, 2010 16:44
Das ist ja nun ein Thema, an dem man sich ziemlich die Finger verbrennen kann, aber da ich so gut wie niemanden kenne, der mit der TPR glücklich ist, jetzt doch nochmal meine Meinung dazu.
Zunächst: Ich habe keine Ahnung, wie viel Arbeit da drin steckt, das System zu ändern, und natürlich kann man damit leben, auch wenn es immer wieder das Gerechtigkeitseempfinden verletzt. Aber auf Dauer dürfte es so sein, dass jeder mal profitiert und mal benachteiligt wird und sich beides aufhebt, also besteht kein wirklicher Grund zur Aufregung.
Trotzdem versuche ich mich mal an einer Analyse.
Welchen Sinn hat die TPR?
Wenn ich das richtig verstanden habe, soll sie 3 Dinge, die alle vernünftig klingen, bewirken:
Erstens im Zweifelsfall den Spieler mit der geringeren Ausgangswertung (WTS) bevorzugen.
Zweitens auf Dauer (Halbfinale/Finale) die Zahl der gewonnenen Spiele berücksichtigen.
Drittens die Benachteiligung vermeiden, die bei 5 Spielen darin besteht, dass die Gewinnchancen des ersten und des zweiten Spielers nicht genau gleich sind und einer der beiden dann die 3 "schwereren" Spiele hätte.
Die Frage ist nun, ob sie auch tut, was sie soll.
Das erste Ziel wird in der Gruppenphase sicherlich erreicht. Allerdings könnte man da als Tiebreak genausogut gleich die WTS nehmen, das hätte den gleichen Effekt und wäre durchschaubarer.
Im Halbfinale und Finale wird es nicht unbedingt erreicht. Ich hatte zum Beispiel den Fall, dass mein Finalgegner und ich beide sämtliche Gruppen- und Halbfinalspiele gewonnen hatten. Obwohl ich die geringere WTS hatte, war meine TPR im Finale aber geringer und ich hätte 3 Spiele gewinnen müssen.
Auch das zweite Ziel ist sehr häufig nicht erfüllt. Immer wieder kommt es vor, dass der Spieler mit mehr Vorsiegen trotzdem mit der geringeren TPR ins Halbfinale/Finale geht und benachteiligt ist. Ich fände es gerechter, wenn hier tatsächlich die Gesamtzahl der Siege ausschlaggebend wäre.
Eine einfache Möglichkeit, die ich hier vorschlagen möchte, wäre also:
Der Sieger des (Halb)finales ist der Spieler, der mehr als die Hälfte der (Halb)finalspiele gewonnen hat (wie jetzt auch).
Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit der größeren Gesamtzahl an Siegen in diesem Turnier.
Sollte auch hier Gleichstand sein, gewinnt der Spieler mit der kleineren WTS.
Ich meine, dass die angestrebten Ziele damit besser erfüllt würden und die undurchsichtige TPR wäre vom Tisch.
Allerdings fände ich eine ungerade Zahl von (Halb)finalspielen noch gerechter.
Die oben genannte Benachteiligung wäre minimal, wie man nachrechnen kann. Geht man zum Beispiel von 2 gleich starken Spielern aus und nimmt an, dass die Chancen des Erstziehenden bei dem betreffenden Spiel 55% sind (größer ist der Unterschied nicht), so betragen die Chancen des dreimal benachteiligten Spielers, mindestens 3 von 5 Spielen zu gewinnen, 48% statt 50%, sein Nachteil wäre also minimal.
Die Chancen, von 4 Spielen mindestens 3 zu gewinnen, liegen jedoch bei gleichstarken Spielern bei 5/16 = 31 %, ein sehr großer Nachteil für den Spieler mit der niedrigeren TPR!
Noch besser fände ich daher 5 (Halb)finalspiele und als Tiebreak (der dann nur noch selten, z. B. bei Kodeknacker, zum Zuge käme) den Vorschlag von oben (Gesamtzahl der Siege bzw. WTS).